Mittwoch, 15. August 2012

Realismus vs. Idealismus


Kennt ihr das? Ihr lest einen Artikel der genauso beginnt wie dieser Post: "Wie jeder schon einmal erlebt hat..", "Sicher ist allen schon einmal passiert.." Und ihr denkt: Ähm, nein?!

Gerade habe ich gelesen, dass sich fast jeder Mensch unterbewusst die Realität schön redet. Dass er hässliche Fotos auf schlechte Belichtung und allgemein eigene Fehler auf unglückliche Zufälle schiebt. Dass sich die meisten Menschen eine verbesserte Wirklichkeit basteln und sich selbst gern im positiven Licht sehen. Und, dass diese Schönfärberei auch normal und wichtig sei, um sich vor Stress zu schützen und Krisen besser lösen zu können.
Und ich sitze nur davor und merke bei jedem Satz, dass ich da wohl etwas verpasse.. Ganz im Ernst: Ich denke eher: "Oh in dem Spiegel sieht deine Haut aber gepflegt aus, aber das liegt sowieso nur am schmeichelnden Licht." oder "Du bist grade nur glücklich, weil du deine ganzen Probleme verdrängst."
Jedenfalls wird heftig dafür geworben, sich öfters mal selbst zu täuschen, einfach um mutiger und selbstbewusster an Dinge heranzugehen. Sicher lasse ich mir von einer Zeitschrift nicht meinen Lebensstil vorschreiben, aber irgendwie wirkt es beruhigend, wenn man das Gefühl hat, sich weniger Gedanken machen zu müssen.
Aber kann ich das? Irgendwann fliegt der Schwindel doch auf und man fällt in ein Loch, weil die Realtität eben doch nicht so rosig aussieht wie man es sich die ganze Zeit vorgemacht hat. 

Im Grunde soll mir dieser Artikel wahrscheinlich nur sagen, dass es für die eigene Seele besser ist, Gesundheitsratgebern zu folgen, anstatt die aktuellen Krebsstatistiken zu studieren und dass es sich lohnt, an die wahre Liebe zu glauben, statt sich durch Scheidungszahlen (jede dritte Ehe!!) entmutigen zu lassen.
Am deutlichsten traf mich der Satz: "Depressive Patienten, das ergab eine Untersuchung der Universität in Philadelphia, besitzen nämlich diesen rosigen Wirklichkeitsfilter nicht. Sie quälen sich tagaus, tagein mit Ehrlichkeit." Warum beschäftige ich mich nochmal den halben Tag damit, meine Gefühle so gut es geht zu begründen und an die Realität anzupassen?

Vielleicht sollte ich meine nicht vorhandene Brille in Zukunft einfach wirklich ein klein wenig mehr in Richtung rosarot färben ;) 


1 Kommentar:

  1. Liebe Cindy,

    nicht nur Depressiven Menschen geht es so, auch den eher Melancholischen Menschen die Sensibel auf ihre Umwelt und was in ihr geschieht passiert reagieren.
    Würden wir dieses „Schutzschild“ nicht in uns haben, würden wir an der Grausamkeit, die jeden Tag auf unserer Mysterienschule die man Erde nennt, zerbrechen.
    Ich weiß wovon ich spreche. Daher starte ich immer mit einer Positiven Affirmation in den Tag. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Heute ist so ein Tag, an dem mich alles zu erdrücken scheint, ein Tag an dem ich mich selbst nicht lieben kann, wie ich bin.
    Aber es kommen immer gute und schlechtere Tage.
    Verstellen sollst du dich nicht, aber erträglich kann man es dennoch machen.

    Alles Liebe
    Patricia


    PS: Ich liebe Yann Tiersen

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