"Ob
ich noch an den letzten Jahrmarkt denke? Aber Friedel, so eine Frage. Dieser
Tag wird mir unvergesslich bleiben, ist er doch derjenige, wo ich Dich, mein
herrliches Lieb, gefunden habe."
Diese Zeilen stammen weder aus einem alten Briefroman noch einer TV-Schnulze, sondern aus einem von vielen Briefen meines Ururgroßvaters an seine spätere Ehefrau Frieda. Eine Frau, die ich nur durch diese Texte, Erzählungen meiner Großeltern
und dem Grabstein auf unserem Friedhof kenne und von der ich trotzdem
unglaublich beeindruckt bin. Beeindruckt, wie sie ihr Leben gemeis-
tert hat, obwohl sie ihren ersten Mann im 1. Weltkrieg, beide Söhne im 2. Weltkrieg und auch ihren zweiten Ehemann verloren hat.
tert hat, obwohl sie ihren ersten Mann im 1. Weltkrieg, beide Söhne im 2. Weltkrieg und auch ihren zweiten Ehemann verloren hat.
Um ihre Geschichte auch für kommende Generationen in Erinnerung zu halten und weil auch mir die altdeutsche Schrift manchmal Schwierigkeiten bereitet, habe ich begonnen, diese Nachrichten von Mann und Kindern abzuschreiben.
(Wahrscheinlich hat mein Ururgroßvater diese Briefe in der Annahme geschrieben, dass niemand als seine Frau sie lesen wird. Aber ihre Geschichte und seine Gedanken zu teilen, soll niemanden bloßstellen, sondern ist für mich eine Möglichkeit, die beiden weiter leben zu lassen.)
(Wahrscheinlich hat mein Ururgroßvater diese Briefe in der Annahme geschrieben, dass niemand als seine Frau sie lesen wird. Aber ihre Geschichte und seine Gedanken zu teilen, soll niemanden bloßstellen, sondern ist für mich eine Möglichkeit, die beiden weiter leben zu lassen.)
Viele Briefe mit Plänen über die
Zukunft des jungen Paares machen mich traurig, wenn ich daran denke,
dass sie diese nicht verwirklichen konnten und es ist ein seltsames
Gefühl, mit Bleistift gekritzelte Feldpost zu lesen, die einmal ein
junger Soldat, ein Blutsverwandter, in der Hand hielt.
Und doch macht es Spaß damalige Beziehungen mit heutigen
zu vergleichen. Denn vieles kommt einem unglaublich bekannt vor, während
andere Gedanken für Paare des 21. Jahrhunders unvorstellbar wären.
.. was diese erste Verliebtheit
schon damals aus echten Kerlen gemacht hat
"Ach Schatz, ich habe so große Sehnsucht nach dir,
wenn ich nur jetzt einmal in Deine hübschen lieben Augen sehen und Dich recht
abküssen könnte. Dann bin ich aber auch wieder so recht glücklich, ich könnte
alle umarmen, (doch halt, das soll nicht gut sein, wenn da nun jetzt ein
Fabrikmädchen ins Komptoir käme, nee, nee, gibt’s nicht)"
.. dass sich Männer(träume) wohl niemals ändern werden
"Am
Mittwoch Nacht hat mir geträumt, ich war wieder mal bei euch auf Urlaub und da
haben wir beiden Racker wieder mal allerlei Tollheiten getrieben, ich war da wieder mal so recht glücklich. Es
wurde aber diesem Glücke ein ebenso plötzliches als schnödes Ende bereitet,
dass ich auf einmal in meiner ganzen Länge von 176 ½ cm schlankweg aus
dem Bette fiel und natürlich dadurch aufwachte. Ich habe aber nicht schlecht
geschaut Schatz, als ich da unten auf der Diele lag, konnte mich erst gar nicht
besinnen wo ich eigentlich war und bin eine ganze Weile da unter dem Bett
rumgekrabbelt.
Aber ich habe mich geärgert Schatz als ich wieder
aufwachte, ach und der Traum war doch so herrlich Schatz."
.. wie sehr sich junge Menschen gestern wie heute auf die erste gemeinsame Wohnung und die eigene Familie freuen
"Schatz,
noch 131 Tage, dann bin ich hoffentlich bei Dir, ach, nur daran denken ist
schon eine Wonne. Weißt Du Schatz, dann kramen wir zusammen oben in Deinem
Zimmer um wie wenn wir schon ein eigenes Heim hätten, ach, werde ich da
glücklich sein und wie freue ich mich darauf. Und wenn wir dann erst mal
verheiratet sind und so ein kleiner Krauskopf packt den Papa bei den Haaren, ach,
ich kann mir das gar nicht alles ausdenken. Abend gehen wir dann zusammen
spazieren. Es ist ja noch eine ziemliche Zeit, bis das in Wirklichkeit werden
wird, aber tröste dich nur Schatz, es
wird alles noch, nur Geduld und die nötige Liebe haben."
.. wie man der werdenden Mutter auch per Brief beistehen kann
Na bin nur recht tapfer mein Liebchen, es wird schon
alles gut vorüber gehen. Ist denn der kleine Knirps immer noch so unartig?"
.. wie man schon früher am besten eine Auseinandersetzung beendete
"Du bist doch ein kleiner Brautekopf und bleibst es
wahrscheinlich auch. Wenn ich schließlich Weihnachten auf Urlaub komme, und Du
willst mir eine Moralpredigt halten, dann packe ich Dich ganz einfach bei den
Ohren und küsse Dich solange, dass du fast keinen Atem mehr hast und nicht mehr
schimpfen kannst, und auskneifen werde ich Dich dann schon nicht lassen,
selbst dann nicht, wenn Du die Absicht
haben solltest, mir in die Zunge beißen zu wollen."
.. dass die Jugend damals mindestens genauso schlimm war wie heute ;)
In Erinnerung an Frieda und Arthur
sowie deren Söhne Herbert und Gerhard
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