Vielleicht habt ihr auch gerade das ein oder andere Fischprodukt in eurem Tiefkühlfach und vielleicht achtet ihr wie ich gern auf das MSC-Gütesiegel. Der "Marine Stewardship Council" verspricht Fisch aus nachhaltiger Fischerei und vollkommene Transparenz. Aber irgendwie hat es mich misstrauisch gemacht, dass so viele Marken das Siegel tragen und die Produkte nicht merklich teurer sind als andere und habe ein bisschen nachgeforscht.
Das Hauptziel der Organisation ist es, unsere Weltmeere vor Überfischung zu schützen. Und das ist wirklich nötig, denn heute ist etwa ein Viertel der weltweiten Fischbestände überfischt oder erschöpft, in Europa sind es sogar 75 % [1], [2]. Deswegen zertifiziert der MSC ausgewählte Fischereien, die regelmäßig von Exper- ten auf nachhaltigen Fischfang geprüft werden. Am meisten hat mich beeindruckt, dass man den Trans- portweg des gekauften Fisches angeblich bis ins Detail nachvollziehen und auf der Website erfahren kann, wann, wo und von wem der Fisch gefangen, umgelagert und verpackt wurde.
Mein erster Weg führte mich also auf die Internetseite der Organisation. Diese erschien mir auf den ersten Blick nicht allzu übersichtlich, das Werbevideo mit emotionaler Musik, wenigen Informationen und schwammigen Formulierungen wirkte auf mich nicht sehr objektiv und von Fanginformationen über den Fisch in meinen Knuspertaschen war keine Spur. Außerdem hatte ich einen Videobeitrag von Frontal 21 gesehen, in dem kritisiert wurde, dass der MSC hauptsächlich kommerzielle Absichten hätte und auch bedrohte Fischarten zertifizieren würde. Enttäuscht verfasste ich eine E-Mail, um der Organisation meine Kritik und Fragen mitzuteilen. Die erwartete automatische Antwort mit kurzem Verweis auf die Website erhielt ich nicht, stattdessen nach einigen Wochen eine sechsseitige, persönliche und genau auf meine Fragen zugeschnittene E-Mail einer freundlichen Mitarbeiterin. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Es wird darin erklärt, dass nur der MSC vollständige Einsicht in die Fanginformationen hat und es aufgrund der Datenmengen noch nicht möglich ist, diese einfach per Trackingcode für den Verbaucher zugänglich zu machen. Mit etwas Geduld kann man aber über Hersteller, Fischart und Fischerei doch an einige Informationen gelangen. Der Anbieter ist in jedem Fall nicht verpflichtet, alle Angaben auf der Verpackung abzudrucken. Ich selbst habe auf dem Stempel manchmal nur das grobe Fanggebiet, manchmal aber auch ausführliche Informationen zum Fangschiff oder Anlandehafen gefunden. Falls nur die Nummer des FAO-Fanggebietes (FAO = Welternährungsorganisation) angegeben ist, wurde ich auf die Website "Fischbestände online" verwiesen. Vielen Aussagen im oben erwähnten Video von Frontal 21 wurde ausdrücklich widersprochen und es wird auch auf der Website immer wieder betont, dass der MSC bereits viele positive Entwicklungen bewirkt hat. Ob die Richtlinien der Organisation nun ausreichend streng sind kann ich als Laie natürlich schlecht beurteilen.
Fazit: Wie immer heißt die Devise: selbst Gedanken machen, sich eine Meinung bilden und nicht blind Organisationen oder Werbung vertrauen. Im Hinblick auf die katastrophalen Zustände in der Massentier- haltung ist Seefisch für mich eine gute Alternative und ich halte es für sinnvoll, als Käufer zumindest den Willen zur Verbesserung zu unterstützen. Ich werde weiterhin eher Fisch mit als ohne MSC-Siegel kaufen. Uns sollte nur bewusst sein, dass wir damit höchstens der Überfischung entgegen wirken, nicht jedoch dem Einsatz bestimmter Fangmethoden (Problem Grundschleppnetze), dem hohen Beifang bedrohter Meeres- lebewesen und der Zerstörung von Biotopen.
Natürlich ist ein Blogartikel mal wieder viel zu kurz um alle wichtigen Informationen unterzubringen. Bei weiterem Interesse empfehle ich die FAQ und den Artikel zur Glaubwürdigkeit der MSC-Website und würde mich über Fragen und Meinungen freuen =)
Quellen:
[4] persönliche E-Mail von Katharina Bunk
Hallo Cindy, schoener Beitrag & interessant geschrieben :) Finde es schoen, dass du dich mit solchen Themen befasst! Weiter so :)
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