Montag, 31. Dezember 2012

Land in Sicht

Diese Nacht ist ein Fluss.
Mein Bett ist ein Kahn.
Vom alten Jahr stoße ich ab.
Am neuen lege ich an.
Morgen spring ich an Land.
Dies Land, was ist's für ein Ort?
Es ist keiner, der's weiß.
Keiner war vor mir dort.

Josef Guggenmos



Nichts gegen gute Vorsätze für's neue Jahr. Denn egal ob oder wann diese verworfen werden, hat man doch wenigstens mal wieder darüber nachgedacht, was im eigenen Leben falsch läuft, was geändert werden sollte.
Ich als krankhaft selbstkritischer Mensch und Perfektionistin mache das allerdings 365 Tage im Jahr und deswegen finde ich diese Vorstellung vom Jahreswechsel viel interessanter. 2013 als unerforschte, neue Welt zu sehen, die bisher keiner kennt und die wir gemeinsam entdecken dürfen. Welche Schätze warten auf uns, welche Gefahren? Welche neuen Bekanntschaften werden wir machen und wen auf der Reise aus den Augen verlieren?


Lasst uns dem neuen Jahr nicht mit Kopfzerbrechen und zu hohen Ansprüchen
an uns selbst begegnen, sondern mit Neugier und Lust auf Unbekanntes.
Lasst uns darauf warten, was 2013 uns zu bieten hat und das Bestmögliche daraus machen.






Ich wünsche euch heute ein wunderschönes Fest mit euren Liebsten, leckeres Essen,
eine unfallfreie Raketenshow, um Mitternacht jemanden besonderen zum Küssen,
morgen keinen Kater und vor allem ein gesundes, glückliches, neues Jahr.





Freitag, 28. Dezember 2012

And if you're homesick, give me your hand and I'll hold it

Ich liebe unseren Garten.
Er hat keine weißen Kieswege, keinen englischen Rasen und weder Zierteich noch Teak-Holz-Sitzecke.
Er hat ein altes, klappriges Gewächshaus, eine DDR-Hollywoodschaukel, für die meine Oma jedes Jahr ein neues Dach aus Stoffresten näht. Er hat Gemüsebeete und Obstbäume, die man beklettern und an denen man Hängematten aufhängen kann, einen kleinen Hang, den wir als Kinder schon bei den ersten Schneeflocken mit dem Schlitten unsicher gemacht haben. Er riecht nach frischer Erde, faulem Laub, gemähtem Gras oder bunten Blüten. Er ist kein filigranes Kunstwerk, mit dem man den Nachbarn beeindrucken will, hier wird gesät, geerntet, gespielt, gearbeitet, gefeiert, gelebt. Er trägt so viele Erinnerungen in sich und ist mein erster Anlaufpunkt, wenn mir die von Technik überflutete, immer künstlicher werdende Welt über den Kopf wächst. Wie viele Stunden habe ich mit Bruder und Cousinen beim Schneehöhlebauen, auf der Schaukel, beim Zuckererbsennaschen, bis uns der Bauch weh tat oder einfach auf einer Decke in der Sonne liegend verbracht.
Werden unsere Kinder solche Gartennachmittage noch zu schätzen wissen? Wer spielt heutzutage schon noch draußen?
 







*****


Ich liebe es, wie sie das Wort "People" ausspricht,
frage mich, warum sie mich an die 70er Jahre erinnert
und ob sie im Video wirklich erst 15 ist.




Mittwoch, 26. Dezember 2012

[DIY] Eislichter


Die Weihnachtszeit war bei mir schon immer auch Bastelzeit. Und da ich diese Tradition bisher
auf keinen Fall ausreichen gepflegt habe, kommt heute ein kleiner, einfacher Dekotipp von mir.



Ihr braucht: eine kleine und eine große Plastikflasche, eine Schere, 
kleine Deko- / Streuteile, Klebeband (am besten Kreppband), ein Teelicht


Zuerst die Böden der beiden Flaschen abschneiden und den kleinen
Flaschenstumpf mit dem Kreppband in der Mitte des größeren befestigen.



 
Nach Belieben mit Dekoartikeln befüllen. Ich habe mich heute für eine Variante komplett in Gold entschieden. Achtung! Wenn das Eislicht später schmilzt, könnten einzelne Teile in das Teelicht fallen. Nicht unbeaufsichtigt brennen lassen und am besten nur bis zur Hälfte mit Streuteilen befüllen.





Wasser auffüllen und über Nacht im Freien bzw. bei den derzeitigen Temperaturen
im Gefrierfach kristallisieren lassen. Danach vorsichtlich die Plastikhüllen entfernen.




Teelicht hinein stellen, anzünden und vor der Haustür die Silvestergäste begrüßen lassen
oder bei einer Tasse heißem Tee auf dem Balkon oder Fensterbrett genießen.





Natürlich sind eurer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Die Lichter lassen sich in Größe, Form und Farbe beliebig variieren. Plastikeimer und Stumpenkerzen geben eine Maxi-Version für den Vorgarten, Lebensmittelfarben erzielen tolle Lichteffekte und mit ein bisschen Geschick kann man in größere Gefäße auch mehrere Teelichtmulden einbauen. Nur bitte keine Glasgefäße verwenden! ;)



Viel Spaß! Ich würde mich sehr über Fotos eurer Kreationen freuen. 



Übrigens sind seit gestern die ersten Fotos von der diesjährigen "Weihnachten im Schuhkarton"- Verteilung online! Schon die Bilder und Texte haben mir wieder Tränen in die Augen getrieben. Vielleicht entdeckt ihr ja euren Karton und findet heraus, welches Kind sich über euer Geschenk freuen durfte? Auf einem Foto sieht man tatsächlich ein Päckchen mit dem gleichen Geschenkpapier, wie meines. Aber leider passt weder Land noch Alter ;)



Ältere Posts: 

Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten




Happy Birthday Jesus!
Während ich hier an dich denke,
kriegen alle anderen, nur du keine Geschenke.
Für die meisten bist du doch der allerletzte Dreck,
sie glauben lieber an einen Coca-Cola-Werbegag.

 *****

Wisst ihr, worauf ich mich seit Anfang November gefreut hatte? Euch von den Adventssitten und -bräuchen hier im Erzgebirge zu erzählen. Wir als Erfinder der Schwibbögen und Nussknacker sind nämlich ein richtiges kleines Weihnachtsland mit wunderschönen Traditionen und ohne Ami-Blingbling. Aber natürlich vergingen diese 4 Wochen mal wieder viel schneller, als gedacht und so verspreche ich, das alles nächstes Jahr nachzuholen. Ob ihr wollt, oder nicht! ;)

 

Ich wünsche euch und euren Liebsten ein wunderschönes
Weihnachtsfest und gesegnete Feiertage.





Sonntag, 23. Dezember 2012

Ewig Suchende?

Es gibt ein paar Fragen, die ich glaubte, mit 15 beantwortet zu haben. Wie wirke ich auf andere? Wie will ich auf andere wirken? Wie bin ich? Heute ahne ich, dass es wohl nie eindeutige Antworten geben, diese sich erst später zeigen oder sich ständig verändern werden.
Jemand, der alles akribisch plant und sich oft von seinem Perfektionismus beherrschen lässt und doch jemand, der manchmal alles einfach auf sich regnen lässt, Spontanität und die Welt und die Menschen mit ihren kleinen Fehlern liebt. Das biertrinkende Mädchen, auf dessen ToDo-Liste in jedem Fall noch ein Schlammbad auf einem Metalfestival steht, das im nächsten Moment wie eine kleine Prinzessin durch ihre eigene Welt schwebt und von ihrem Märchen träumt.
Bin ich das alles oder sind einige der Punkte nur Wunschdenken? Haben mir nur andere Menschen eingeredet, so zu sein? Es gibt so viele Momente, in denen ich diese Fragen entschlossen beantworten kann und es gibt Moment wie diesen.

Vorgestern kam "Stolz und Vorurteil" im Fernsehen. Ein Film, den ich mich bisher aufgrund von Vorurteilen und ein bisschen Stolz geweigert habe, zu sehen. Ein von den Medien und jungen Mädchen gehypter, von Kerlen verhasster Liebesstreifen? Nichts für mich. Oder doch? Denn manchmal bin ich wieder 13, wünsche mich mit seufzendem Herzen in diese Zeit und genieße es, dass ich es nicht verlernt habe, zu träumen.

Freitag, 21. Dezember 2012

Fine Del Mondo

Hatte ich schon erwähnt, dass ich die Comics von Nicht Lustig oft richtig lustig finde?



Euch allen einen frohen Weltuntergang! ;)


 

"Im Dezember macht man das eben so:" *

... abends lieber noch ein bisschen mit einer Freundin durch die wunderschön
     beleuchteten Straßen und über den Weihnachtsmarkt bummeln, statt das
     Laborpraktikum vorzubereiten
... sich fragen, ob die Zeit im Advent wirklich ein bisschen schneller läuft als
     im Rest das Jahres
... die Hauptmahlzeiten durch Schokolade ersetzen
... sich dann wundern, wieso einem dauerhaft schlecht ist und sich der Magen
     nicht von seinem Infekt erholt
... schon die ganze letzte Woche nur noch halbherzig zuhören und die letzten
     Vorlesungen ausfallen lassen, um den Weihnachtsverkehr zu umgehen
... sich wie die alten Leute über das "schlecht für meinen Kreislauf"-Wetter beschweren
... auf der Suche nach Geschenken meist nur die wunderschönsten Sachen
     für sich selbst finden
... den Menschen und der Stimmung auf den Straßen und in der Uni anmerken,
     dass wir uns wieder diesem besonderen Tag nähern
 * diesen Satz auf Luise liebt gelesen und für genial befunden. Schön zu wissen, dass manches zurzeit eben einfach so sein darf, wie es ist.

 
Mein Problem: Sobald das neue Jahr beginnt und wir Weihnachten und Silvester den Rücken kehren, kann ich dem Winter kaum noch gute Seiten abgewinnen. Da liegen noch immer die unendlich großen, in der Sonne glitzernden Federdecken auf den Wiesen, ich bin immer noch Tee- und Kerzenfan und wer mag schon keine langen DVD-Abende?
Doch sobald die Tage wieder länger werden (ab heute!!) kreisen meine Gedanken nur noch um eines: Frühling! Wenn wieder alles nach frischer Erde duftet, sich die ersten Schneeglöckchen ans Licht kämpfen, die Sonne jeden Tag ein bisschen mehr an Kraft gewinnt und ich spüre, wie alles in mir zum Leben erwacht, gibt mir diese Jahreszeit alles zurück, was mir der Herbst genommen hat: Einen Teil meiner Lebensfreude, Energie, Leichtigkeit, Glückshormone, Kreativität, Optimismus...

Tut mir leid, lasst uns erst mal Weihnachten genießen! ;)


 
"Was machen Sie? Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen."

Rahel Varnhagen




Gewidmet einer wunderbaren Freundin, die gerade drei
Wochen in Nordschweden mit sage und schreibe drei
Stunden Tageslicht verbringt.
<3


Samstag, 15. Dezember 2012

Why?

Ich sitze gerade hier vor meinem Laptop, höre dieses Lied, denke an die derzeitige Situation einer lieben Freundin, die Gespräche der letzten Tage und ich stelle mir vor, wie sich eine Mutter fühlt, die ihr kleines Kind kurz vor Weihnachten im schrecklichen Massaker von Newtown verlieren und beerdigen muss, wie die verschont gebliebenen Mitschüler und Lehrer dieses Erlebnis jemals verarbeiten sollen.
Ich weine, verstehe es nicht, und doch hinterlässt dieses Lied in mir kein Gefühl von Verzweifelung, sondern von Trost und Hoffnung.


Why don't you call? - Jerry Asmus



Auf dass die Ankündigung eines neuen Waffengesetzes
in den USA dieses Mal nicht nur leeres Gerede sein möge.


Dienstag, 11. Dezember 2012

Adventssonntag

Alle Welt backt Makronen und Zimtsterne, Vanillekipferl und Anisplätzchen. Und ich? Bestehe jedes Jahr wieder auf simple Pfefferkuchen zum Ausstechen! Nichts schmeckt mehr nach Weihnachten und weckt so viele Kindheitserinnerungen in mir. Wenn dann noch der Rundfunk-Kinderchor im Hintergrund die selben Lieder wie vor 10 Jahren trällert, kann die Besinnlichkeit und meine Laune kaum noch gesteigert werden =) (Mal abgesehen davon, dass dieses Ritual gegen Ende jedes Jahr wieder in Stress ausartet und unsere Küche danach einem Schlachtfeld gleicht ;) )

Da gerade sämtliche Blogs mit Backideen überhäuft werden erspare ich euch das Rezept - reiche es bei Interesse aber gern noch nach.




Natürlich wird nur in zweckmäßiger Kleidung gebacken ;)




Auch wenn es nicht meine geliebten Pfefferkuchen sind muss ich zugeben,
dass die Plätzchen meiner Mama ebenfalls sehr lecker schmecken.^^




Und am besten schmeckt das alles natürlich mit gefrorenen Füßen
und Rot gefärbten Wangen nach einer schönen Winterwanderung.




*****

Kennt ihr das Gefühl, wenn nach einem anstrengenden Training endlich der Dehnung- / Entspannungsteil beginnt, sich plötzlich alles leicht und fließend anfühlt, ihr jede Faser eures Körpers spürt, total am Ende und doch glücklich und ein bisschen stolz auf euch seid? Dann liebe ich dieses Lied, mit dem unsere Trai- nerin manchmal unseren Sportkurs abschließt (noch besser passt dann aber langsame Klaviermusik, wie in meinem zweiten Kurs).
In  jedem Fall schafft BOY irgendwie immer eine tolle Atmosphäre und macht einfach gute Laune. =)




You can feel like a part of something if you're part of the scene
You can make your life look pretty out a little ice and gin,
Wash off the make-up and prepare the aspirin
Well you can get out of this party dress but you can't get out of this skin.



Freitag, 7. Dezember 2012

Schatzkiste

Heutzutage wird  viel zu viel gejammert. Vor allem in Deutschland, ganz besonders in der Bloggerwelt. Und da ich euch oft genug mit trüben Gedanken quäle, möchte ich euch heute einfach ein paar Dinge zeigen, die mir in letzter Zeit gute Laune bereitet haben =)
Sehen wir die Welt doch mal als riesige Schatzkiste, in der man nur ein bisschen genauer hinsehen muss, um die vielen kleinen Kostbarkeiten des Alltags zu entdecken.

Wärme


+ Ohne ein bisschen Selbstbeherrschung wäre eine Packung "Lebkuchen Allerlei" bei mir wohl innerhalb von Minuten dem Tode geweiht. Einfach lecker und in Verbindung mit Alnaturas Glückstee aus Kakao-
schalen mit Rooibos und Vanille absolut unwiderstehlich ;) (Wunderschönes Besteck bei Depot! Hier sieht man nur einen Löffel ;D)

+ Wunderbar warme, weiche, selbst gestrickte Kuschelsocken von meiner lieben Mama =)

+ Taschenwärmer! Jedes Jahr wollte ich einen haben und bin nie dazu gekommen, mir einen zu kaufen. Dieser ist nicht der schönste, aber für einen Euro? Bei bevorstehenden -20 °C sind mir warme Hände ein Vermögen wert ;) (gibt's bei Nanu-Nana)

Geschenkideen


+ Eine unglaublich süße Eule aus dem Bastelladen, die meine Freundin gestern zusammen mit "Mach dieses Buch fertig" zum Geburtstag bekommen hat. Wird mit Sicherheit noch nachgenäht =)

+  Derzeit soo schönes Geschenkpapier bei dm. Wer freut sich nicht über ein "umstricktes" Päckchen? ;)

+ Die süße kleine Krippe, die mir meine Oma letztes Jahr zum Nikolaus geschickt hat. Sie passt auseinander gebaut nämlich in einen normalen Briefumschlag. Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich sie auf meinem Fensterbrett entdecke. Dieses Jahr waren zwei kleine Holzanhänger in ihrer lieben Karte. =)

+ Ein selbst gebackenes Plätzchen mit meinem Namen und eine süße Fotokarte als kleine Nikolausgeschenke von meinen lieben Freundinnen

Kosmetik

+ Ich bin süchtig nach diesem Lippenbalm von Figs & Rouge, den ich durch ein Gewinnspiel in meiner kostenlosen Glossybox bekommen habe. Er riecht so wunderbar nach Pfefferminz, pflegt die Lippen wirklich seidig weich und legt nicht nur einen Silikonfilm über die Haut, wie Labello & co. Über die Inhaltsstoffe gibt Codecheck zwar nicht viel preis, aber ich finde die klingen ziemlich gut ;)



+ Ich wollte ja schon immer mal solche berüchtigten Augenbilder machen.. Verzeiht es mir! ;)



Kleidung


+ Meine neuen Winterklamotten und gestrickte Westen mit Pelzkragen über karierten Blusen, damit die noch mehr an Holzfällerhemden erinnern und schön warm halten =)


Weihnachtsstimmung


+ Mit Weihnachtsbeleuchtung im Fenster sieht das Zimmer drinnen und die schneebedeckte Welt draußen gleich noch viel schöner aus. Leider keine traditionellen, erzgebirgischen Schwibbögen, dafür fehlt mir das Geld ;)

+ Lange Gespräche bei Apfel-Zimt-Glühwein mit einer guten Freundin

+ Meine Weihnachtskrippe in der Heimat, die mein Patenkind dazu veranlasst hat, mich nach der Weih-
nachtsgeschichte zu fragen. Wie sich solche Gelegenheiten manchmal von selbst ergeben.. Inzwischen musste ich sie ihm schon ein zweites Mal erzählen, während er Maria mit den drei Weisen verkuppelte und unbedingt wollte, dass Josef jetzt "Herr Jesus" ist.



Soo, bevor ich euch zu Tode langweile
wünsche ich euch einen tollen zweiten Advent ;)

Ich freue mich übrigens riesig, dass sich in letzter Zeit so tolle Gespräche in den
Kommentaren ergeben. So kommt man manchmal nachträglich noch zu ganz neuen
Erkenntnissen ;)

Was macht euch zurzeit gute Laune?


Donnerstag, 6. Dezember 2012

Von Kerzen und Klößen

Ich weiß nicht, was genau der Grund dafür ist, dass ich in den Gottesdiensten meiner Heimatgemeinde in letzter Zeit immer häufiger mit Tränen kämpfen muss. Es ist das selbe Buch, über das gesprochen wird, der selbe Pfarrer, das selbe Gebäude, die selbe Gemeinde wie schon immer. Noch vor ein paar Jahren war ich ein fester Teil dieser Gemeinschaft, war das alles völlig normal.

Wenn ich heute zwischen all diesen Menschen in unserer wunderschönen Kirche sitze, wächst bei jedem ergreifenden Wort, jedem schön formulierten Gebet, jedem Lied, in dem ich mich wiedererkenne ein immer größerer Kloß in meinem Hals. Ich frage mich, wann ich das letzte Mal ein Tauflied komplett mitsingen konnte und nicht nach wenigen Versen abbrechen musste, um nicht vor der versammelten Gemeinde zu weinen, weil diese Zeremonie immer wieder so unglaublich bewegend ist. Bin ich aus meinem Alltag wirklich so wenig Emotionalität gewohnt?
Wenn die Kurrende zu Beginn des Adventsgottesdienstes mit ihren schwarzen Mänteln und weißen Krägen und einer Kerze in der Hand auf dem Altarplatz steht, der Pfarrer wortlos den ersten Docht anzündet und die Kinder das Licht immer weiter geben, bis sie umher laufen und die vielen Kerzen auf den Kirchenbänken zum Leuchten bringen und später mit ihren zarten, hellen Stimmen von der Liebe unter den Menschen singen, frage ich mich, wieso wir nicht manchmal einfach denken können wie ein Kind.

Ich glaube meine Tränen sind Erleichterung, Hoffnung, dass es so etwas in unserer heutigen Gesellschaft noch gibt. Menschen, die von Liebe sprechen, statt von Neid, die aufmerksam und hilfsbereit sind, statt einfach aneinander vorbei zu gehen, die wissen, was Advent wirklich bedeutet und die das gemeinsame Ziel haben, ein bisschen Licht in diese dunkle Welt zu bringen. Es ist das Gefühl von Geborgenheit und Annahme zwischen all diesen altbekannten Gesichtern, die Tatsache, dass sich mein Leben in diesen eineinhalb Stunden mit Gott vollkommen richtig anfühlt, ich getröstet werde und einen neuen Weg vor mir sehe, einfach glücklich bin und merke, wie sehr mir solche Impulse gefehlt haben.
Wie viele Christen (ich schließe mich nicht aus) gehen sonntags fromm zur Kirche und machen am nächsten Tag trotzdem keinen Unterschied zur grauen Masse. Und doch bin ich sicher, dass diese einmalige Atmosphäre in jedem von uns etwas hinterlässt, unser Verhalten ein kleines bisschen ändert. Und wenn es nur ein Lächeln ist, das wir dem nächsten Passanten auf dem Heimweg schenken. 



Samstag, 1. Dezember 2012

Winterwonderland

Pro: Leider konnte ich nur schnell ein paar Schnappschüsse in unserem Garten machen und vielleicht hat es bei euch ja auch schon geschneit, aber ich wollte euch dieses Bild, das mir heute Morgen beim Aufstehen geboten wurde, einfach nicht vorenthalten. Reinstes, unberührtes Weiß ohne einen Makel und dazu der leuchtend blaue Himmel - was für ein Start in den Tag. (Farben nicht bearbeitet)










Contra: Es begeistert mich immer wieder, wie sich eine bunte Gruppe unterschiedlichster Menschen innerhalb von Sekunden zu einer Gemeinschaft entwickeln kann. Im Fußballstadion, während eines Gottesdienstes oder wie gestern - in der Bahnhofshalle. Wenn die Anzeigetafel mit einem lauten "Klick-klick-klick-klick" sämtliche Pläne der Anwesenden durchkreuzt. "Zug fällt aus" steht plötzlich hinter jeder Zeile. Ein allgemeines Raunen und schon wird gemeinsam nach Bussen und Fahrgemeinschaften gesucht, werden Smartphones gezückt und Informationen ausgetauscht "Ich kann Sie gerne ein Stück mitnehmen." "Wissen Sie, ob Straße X immer noch gesperrt ist?". Ich hatte schon damit gerechnet, nicht ohne Schwierigkeiten zu Hause anzukommen, aber schon am Startpunkt festzustecken? Überall Chaos, an vielen Bahnhöfen überschlugen sich die Verspätungszeiten. "40 min später", "60 min später", wenn man das Glück hatte, dass die Fahrt nicht komplett gestrichen wurde. Im Radio Störungs- und Unfallmeldungen ohne Ende, in allen Richtungen. Am Ende war ich mit meinen 4,5 Stunden für eine Strecke von 60 km wohl noch ganz gut dran. 

Was zwei Tage durchgängiger Schneefall jedes Jahr wieder anrichten können.